Läsikow
Läsikow ist eines der wenigen, in seinem Ursprung noch erhaltenen Runddörfer in der Mark Brandenburg. Der Ort ist wendischen Ursprungs. Mit der Germanisierung durch den Markgrafen Albrecht des Bären im 12. Jahrhundert entwickelte sich in der Folgezeit der heutige Siedlungsort. Im Rahmen der erstmaligen Erwähnung Läsikows im Jahr 1491 werden 16 Bauern namentlich genannt. In der Zeit der Gründung waren die Schreibweisen von Läsikow noch „Lessekows“, „Leßekow“ oder „Lessekouw“. Der Ort gehörte der Stadt Wusterhausen an der Dosse im Bereich der Grafschaft Ruppin, war von 1491 bis 1954 jedoch eigenständig. Durch Zusammenschluss mit dem Ort Nackel im Jahr 1954 bildete er mit diesem eine Einheit bis zur Gebietsreform Mitte der 1990er-Jahre, und war dann Ortsteil der Großgemeinde.
In der Dorfmitte steht die Kirche, sie entstand ebenfalls in der Zeit der Ortsgründung und wurde vermutlich, wie in der Zeit der Germanisierung üblich, auf den Resten des ehemaligen slawischen Tempels errichtet. Hiervon zeugt vermutlich die Aufschüttung in der Mitte des Ortes, auf der die Kirche steht. Im Jahr 1887 erfolgte der Neubau des Kirchturms. In einem Kreis um die Kirche angeordnet stehen die alten Bauernhäuser. Sie wurden teilweise im fränkischen Baustil erbaut. Heute existieren noch zwei Häuser dieser Bauweise, eines allerdings nur noch als Ruine. Als Runddorf hat der Ort nur eine Ein- und Ausfahrtsstraße.
Nach der Eigenständigkeit als Ortsteil wurde durch freiwilliges Engagement der Bewohner des Ortes, mit der nötigen Unterstützung der Großgemeinde, das ehemalige Nachtwächter- und spätere Sportlerhaus zu einem Gemeindehaus umgebaut und im Mai 2006 eingeweiht. In der Folgezeit ist durch alteingesessene und neu hinzugezogene Einwohner die Idee entstanden, einen Förderverein zur Erhaltung der Kirche und des Dorfes zu gründen (https://www.läsikow-runddorf.de/).
Läsikow hat 54 Einwohner (Stand 31.12.2022).
Zur Geschichte von Läsikow
Läsikow zwischen Mittelalter und Heute
von Klaus Kraatz
Im ausgehenden Mittelalter wird das Dorf Läsikow im aufkommenden Landbuch als zur Herrschaft der Grafen aufgeführt, jedoch gehörten der größte Teil der Abgaben und Leistungen dem Rat zu Wusterhausen. Im Stadtarchiv von 1744 wird ein Lehnbrief von Graf Joachim von Lindow, erteilt 1501, verzeichnet, der bei dem großen Brand 1758 verbrannt ist. Der Inhalt des Briefes ist leider auch nirgendwo wiederholt.
Aber was konnten um 1501 die Grafen noch verleihen oder verpfänden an Wusterhausen. Dieser Lehnbrief soll das Dorf Läsikow betroffen haben. Ohne dass vorher etwas Ähnliches erwähnt wird, gehört im Jahre 1525 das Dorf als Lehndorf zu Wusterhausen. Dieses Verhältnis dürfte in der Geschichte der märkischen Stadt wohl vereinzelt dastehen. Als die Not wieder an das gräfliche Haus herantrat, wird der regierende Graf für ein neues Darlehen dem Rat der Stadt Wusterhausen das ganze Dorf als Lehen angeboten haben mit der stillschweigenden Absicht, im Falle einer neuen Geldforderung das Dorf dem Rat vorbehaltlich kurfürstlicher Genehmigung zu übereignen. Dass das Läsikower Lehen ein wirkliches Lehen war, geht auch daraus hervor, dass auch 1524 Kurfürst Joachim den Besitz des Schulzenamtes über das Dorf mit Zehend, Rauchhühnern, Wasser, Weiden Grasungen und Holzungen der Stadt bestätigt. Im Jahre 1525 heißt es sogar: „Leeesekow gehoeret der Stadt Wusterhausen.“ Der Ortsteil Läsikow besitzt ein Schriftstück aus dem Jahre 2016 vom Landesarchiv Potsdam, das eine Ersterwähnung 1491 anzeigt.
Aus der Zeittafel zur 750-Jahr-Feier der Stadt Wusterhausen geht hervor, dass 1445 der Magistrat acht Mitglieder hat, die viele Besitzungen an die Stadt brachten, darunter das Dorf Läsikow. Zwischen benachbarten Herrschaften, den Schlossherren von Vichel und den Gutsherren von Nackel, verstanden es die wohlhabenden Läsikower Bauern, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Sie verbündeten sich mit Wusterhausen, und zahlten Steuern an die Stadt.
Läsikow ist eines der interessantesten Dörfer um Wusterhausen, ein slawisches Runddorf. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass es gleich nach dem Wendenkreuzzug 1150 errichtet wurde, aber wahrscheinlich ist es noch älter. Die Bezeichnung „Ersterwähnung“ ist noch keine Gründung. Urkunden über eine Gründung von Dörfern gibt es aus dem Mittelalter so gut wie nirgendwo. Jedoch ist die gesamte Gegend durch die Slawen, die hier ursprünglich siedelten, teilerschlossen worden. Sie wurden friedlich durch die Germanen, die diesen Siedlungsraum ebenfalls in Anspruch nahmen, verdrängt. Läsikow wurde um einen slawischen Burg- oder Tempelwall gebaut, auf dem heute eine kleine Kirche mit drei sehr alten Glocken steht. Eine davon soll aus dem 13. Jahrhundert stammen, sie ist eine der ältesten in Brandenburg und zugleich die älteste der Prignitz. Eine andere Glocke, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, ist mit Medaillon und Pilgerzeichen besetzt. Zwei Darstellungen sind besonders und gleichzeitig rätselhaft:
Es geht zum einen um ein „tanzendes Paar, das eine Blume hält, dazwischen ein Kreis mit einem Strich, wie eine stilisierte Karte von Läsikow.“ Das gleiche Paar findet man im Pariser Museum des Mittelalters. Über die Herkunft und Bedeutung ist dort nichts bekannt. Es wird auf 1400 datiert als „höfisch“, also vornehm eingestuft und könnte aus Flandern oder Brabant stammen. Zum anderen geht es um eine Mariendarstellung – Maria mit dem Blumenzepter aus dem Siegel des Hochmeisters vom mächtigen Deutschen Ritterorden. Es ist unklar, wie dieses Siegel, welches man unter wichtigen Staatsurkunden findet, nach Läsikow gekommen ist. Die dritte Glocke wird auf das Jahr 1527 beziffert. Sie besitzt ein Schriftband „sancta maria ich bin ganannt, van ich rope so komet to hant“. Im Jahre 1943 wurden zwei der Glocken zwangsweise eingezogen, um in der Rüstungsindustrie Verwendung zu finden. Sie kamen nach 1945 wieder zurück nach Läsikow.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in der Mark viele Kirchen neu entstanden, so in Bückwitz 1880, Vichel und Läsikow 1867. Im Falle von Läsikow wurde der östliche Teil des Vorgängerbaus – eine gotische Feldsteinkirche – in den Neubau mit einbezogen. Um das ungefähre Alter der Feldsteinkirche bestimmen zu können, wurde 2013 eine Holzprobe aus dem Dachgebälk entnommen, und für eine dendrochronologische Untersuchung an das Landesmuseum übergeben. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor. Bei einer Besichtigung durch das Preußische Hochbauamt im Jahre 1929 wird festgestellt: „Denkmalswert hat die Kirche nicht. Es verdient jedoch das Innere besonders im Hinblick auf den einzigartigen Kanzelaltar der würdigen Wiederherstellung. Die Dorfkirche besitzt eine Gesell-Orgel aus dem Jahre 1848.
Da der Kirchenbau erst 1867 fertig war, bleibt die Frage, wo die Orgel in den 19 Jahren nach 1848 war. Ein Sachverständiger der Orgelfirma Schuke kommt nach einer Besichtigung 2008 zu folgender Einschätzung: „Dass die Orgel mit einem neogotischen Prospekt einmal unten in der Kirche gestanden hat und später nach oben gestellt wurde, ohne den Prospekt an die niedrige Kirchendecke anzupassen. Dass die Orgel mit einem falschen Gehäusemaß in Läsikow aufgebaut und nie angepasst wurde. Das erscheint aber ebenfalls eher als unwahrscheinlich, da die Gemeinde dann 160 Jahre mit einem unfertigen Orgelprospekt hätte leben müssen.“
Im September 2016 beging Läsikow den 525. Jahrestag seiner Ersterwähnung. Gleichzeitig fand das zentrale Erntefest der Großgemeinde Wusterhausen/Dosse im Ort statt. Ein Festkomitee bereitete die Veranstaltungen würdig vor. Der im Jahre 2006 gegründete Förderverein „Kirche und Dorf Läsikow e. V.“ beging sein 10- jähriges Bestehen.
Begriffserklärung
Lehen: Hingabe eines Grundstücks oder anderer Vermögensgegenstände zu dauernder Nutzung. Es konnte vererbt, aber nicht ohne Zustimmung des Lehnsherrn veräußert werden.
Einige Passagen sind der Chronik der Stadt Wusterhausen von 1935 entnommen.
Aktuelle Meldungen
Ausschreibungen der Gemeinde Wusterhausen/Dosse
(20.09.2024)Die Gemeinde Wusterhausen/Dosse schreibt meistbietend unbebaute Grundstück in Schönberg, Läsikow und Lögow aus.
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Neue Geräte für den Spielplatz in Läsikow eingeweiht
(02.05.2018)Lange hat es gedauert, nun sind die neuen Geräte des Läsikower Kinderspielplatzes endlich zum Toben freigegeben. Von den Kindern wurde das gut angenommen.
Der Vorabend des 1. Mai war in Läsikow ein großer Tag für kleine Leute. Zuerst durften die Steppkes endlich ihre neuen Geräte auf dem Spielplatz hinter der Kirche belagern. Natürlich ging das erst nach dem Durchschneiden des Bandes und einer offiziellen Rede des Wusterhausener Bürgermeisters. Der ließ danach vom höchsten Punkt der Rutsche einen kräftigen Bonbonregen niedergehen. Dann schleppte ein Dutzend ausgewachsener Männer traditionell den zwölf Meter langen Maibaum vor dem Aufstellen rund um die Kirche – und im Gefolge die Drei-Käse-Hochs eine geschmückten Mini-Birke. Das war eine Premiere.
Später an den Holztischen vor dem Gemeindehaus war der Spielplatz höchstens noch bei den Erwachsenen ein Thema. Bei einigen ging das nicht immer ohne kleine Seitenhiebe auf die Gemeindeverwaltung ab. Dabei hatte Bürgermeister Roman Blank beim Proberutschen gerade erst eine recht passable Figur abgegeben. Dass es aber zweieinhalb Jahre dauerte, bis Läsikow endlich zum fälligen Austausch der Spielplatz-Erstgarnitur von 1994 kam, schien dann doch kritikwürdig. „Eine Tischtennisplatte war auch noch im Gespräch, fiel aber dann doch hinten runter“, stellte Ortsbürgermeister Burkhard Brandt fest, während er am Grill wieselflink die Würstchen drehte.
Letztlich überwiegt aber das Positive. Was lange währte, ist gut geworden. Das neue Tobe-Areal besteht aus Doppelschaukel, Federspielgeräten und Rutschenturm für rund 11 900 Euro. Davon kamen vom Landesministerium für Bildung, Jugend und Sport 5000 Euro. Auf die nahe liegende Frage, weshalb man im 59-Einwohner Ortsteil der Gemeinde für ganze fünf Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren so standhaft auf die Erneuerung des Platzes gedrungen habe, riskiert man beim Ortsteilchef erst mal einen bösen Blick. Er muss die Frage – als Gegenargument verkleidet – schon mal irgendwo gehört haben.
Dann kommt die ernst gemeinte Empfehlung, doch mal an den „normalen“ Frühlingsabenden im Runddorf vorbei zu schauen oder an den Wochenenden. „Wir haben hier immer viel mehr Kinder als nur die von hier. Sie kommen zum Beispiel aus Nackel oder von Leuten, die zu Besuch sind“, weiß Burkhard Brandt. Und er muss es wissen. Schließlich wohnt er in Läsikow. Außerdem: Wer sagt, dass so ein Fleckchen mit schmucker Sitzbank nicht auch für Eltern, Omas, Onkel und Tanten ein idealer Treffpunkt zum Klönen sein kann?
Die Frage sei hier nur mal rhetorisch gestellt. Fakt ist etwas anderes, nämlich, dass das Aufstellen der Maibirke aus dem Bestand von Bauer Guido Behrendt am Montagabend wieder wie am Schnürchen klappte. Das geschah unter vielen Blicken und gut gemeinten Kommentaren. Das starke Geschlecht gab sein Bestes – in Aussicht auf leckere Wurst vom Grill, Schmalzstullen mit saurer Gurke und kühlen Getränken. Letztlich war es also auch für die großen Leute von Läsikow ein schöner Tagesausklang.
Von Wolfgang Hörmann
Foto: Neue Geräte für den Spielplatz in Läsikow eingeweiht
Tolles Erntefest in Läsikow 2016
(19.09.2016)Das diesjährige Erntefest der Gemeinde Wusterhausen/Dosse wurde zusammen mit der 525-Jahrfeier einem der wenigen Runddörfern in unserer Region, in Läsikow gefeiert. Dieses war der Grund für ein kleines Programm am Vorabend des Gemeindeerntefestes mit einer Andacht, Geschichten und Geschichtchen aus der Chronik Läsikows und einer Lesung über den Einfluss der Slawen auf die Entwicklung im Gebiet zwischen Elbe und Weichsel und einem Konzert.
Am Samstag startete das Gemeindeerntefest mit einem prachtvollen Festumzug, an dem sich traditionsgemäß viele Ortsteile der Gemeinde Wusterhausen, Vereine, Kitas und auch eine kleine Delegation aus der Partnerstadt Wusterhausens, Przytoczna, beteiligten. Der Trubel war groß als der Festumzug im festlich und sehr liebevoll geschmückten Dorf Läsikow eintraf. Vor Ort gab es viel historisches Handwerk zu bestaunen: einen Scherenschleifer, einen Besenbinder, einen Kerzenzieher, es wurde Butter per Hand zubereitet, Forellen geräuchert. An den Marktständen wurden Produkte aus der Region angeboten und es gab viel zu essen und zu trinken. Die polnische Delegation hatte zusätzlich gleich mehrere Kisten Tomaten mitgebracht, die unentgeltlich verteilt wurden. Gute Laune war vorprogrammiert und die meisten Gäste blieben bis in den späten Abend in Läsikow und feierten gemeinsam mit den Läsikowern.
Danke den Organisatoren für das sehr schöne Gemeindeerntefest.
Foto: Tolles Erntefest in Läsikow 2016